Aus altem katholisch-westfälischen Adelsgeschlecht; Vater: Freiherr Clemens August Droste zu Hülshoff
(1760-1826); Mutter: Therese Luise, geb. von Haxthausen (1772-1853). Geboren in der Wasserburg Hülshoff bei Roxel in der Nähe von
Münster. Geschwister:
Maria Anna (Jenny), spätere Freifrau von Laßberg (1795-1859), Werner (1798-1867), Ferdinand
(1800-1829).
Stilles, enges, nach außen ereignisloses Leben abseits der literarischen
Modeströmungen ihrer Zeit; ständig kränkelnd, auch psychisch gefährdet.
Größte deutsche
Lyrikerin, einzigartig auch in der Weltliteratur des 19. Jhs. Die späte Liebe zu Levin
Schücking, dem Verfasser westfälischer Romane, lässt im Winter 1841/42 die meisten
ihrer wertvollsten Gedichte entstehen. Zu den klassischen deutschen Novellen gehört
"Die Judenbuche", eine Art epischer Schicksalstragödie (Fritz Martini),
erzählt als Kriminalgeschichte - ein Markstein in der Entwicklung des poetischen
Realismus.
Wichtige
Lebensdaten:
ab
1802 |
Unterricht
durch die Eltern. |
1804-11 |
Erste
lyrische Versuche. |
1805 |
Erster
Besuch bei den Großeltern auf Schloss Bökerhof. |
1807 |
Seit
April Unterricht durch den Priester und Hofmeister Bernhard Wenzelo. |
1812-19 |
Unterricht
durch den Münsteraner Professor Anton Matthias Sprickmann (ehemaliges Mitglied des Göttinger
Hainbundes), der ihr literarischer Mentor wird. |
1813 |
Bekanntschaft mit
Katharina Busch (spätere Mutter Levin Schückings). Sommeraufenthalt bei den Großeltern
in Bökendorf; dort Begegnung mit Wilhelm Grimm. |
1815 |
Schilddrüsenerkrankung. |
1818 |
Reise nach
Kassel: erste Begegnung mit Amalie Hassenpflug (lebenslange Freundin); Zusammentreffen mit
den Jacob Grimm und seinem Bruder, dem Maler Ludwig Grimm. |
1819 |
Aufenthalte in
Bad Driburg, Bökendorf, Abbenburg; erste religiöse Gedichte. |
1820 |
Unglückliche
Liebe zu dem Göttinger Studenten Heinrich Straube (Familienintrige) -
Arbeit am ersten Teil des Geistlichen Jahrs. |
1825 |
Reise nach Köln,
Bonn, Koblenz (ärztlich empfohlene Luftveränderung); Freundschaft mit Sibylla Mertens; Bekanntschaft u.a. mit August Wilhelm
Schlegel. |
1826 |
Juli: Tod des
geliebten Vaters; mit Mutter und Schwester Jenny Übersiedlung ins einsame Rüschhaus bei
Münster, dem Witwensitz der Mutter. |
1828 |
2. Rheinreise:
Koblenz, Köln, Bonn; Besuch bei der Freundin Sibylla Mertens in Plittersdorf. |
1829 |
Ernste Krankheit;
Tod des Bruders Ferdinand; Wiedersehen mit Katharina Schücking, geb. Busch. |
1830-31 |
3. Rheinreise;
Aufenthalt in Bonn beim Vetter Clemens August. |
1831 |
Umzug nach
Plittersdorf zu Sibylla Mertens; Begegnung mit Johanna und Adele Schopenhauer. Zurück
im
Rüschhaus Erstbegegnung mit Levin Schücking (1814-1883). Nov.: Tod Katharina Schückings. Verlobung der
Schwester Jenny mit dem 61-jährigen Joseph Freiherrn von Laßberg. |
1832 |
Tod des
Lieblingsvetters Clemens August. |
1834 |
Beginn der
Freundschaft mit dem erblindeten Münsteraner Philosophieprofessor Christoph Bernhard
Schlüter, der ihr literarischer Berater wird. - Die Schwester Jenny heiratet den Germanisten und Sammler Joseph von Laßberg
(Wohnsitz: Burg Eppishausen im Thurgau). |
1835-36 |
Annette wohnt bei
Laßbergs in Eppishausen. |
1836 |
Rückreise nach
Rüschhaus; Aufenthalt in Bonn bei der Witwe des Vetters Clemens. |
1837 |
Feb.: Ankunft
im
Rüschhaus; Erneuerung der Bekanntschaft mit Levin Schücking (1814-1883; letzte große
Liebe und erster Biograph der Dichterin). |
1838 |
Mitglied
der literarischen Heckenschriftstellergesellschaft. - Laßberg kauft
die abbruchgefährdete Alte Meersburg. |
1838/39 |
Sommeraufenthalte
in Abbenburg. |
1841 |
Erster
Aufenthalt bei
Schwester und Schwager auf Schloss Meersburg, wohin auch Levin Schücking kommt, der
Laßbergs Bibliothek ordnen soll; Mitarbeit an Werken Schückings; Bekanntschaft mit
Uhland u. Gustav Schwab. |
1842 |
Schücking
verlässt Meersburg; Rückkehr nach Rüschhaus; beginnende Vereinsamung. |
1843 |
Verlobung und
Heirat Schückings mit der Generalstochter Luise von Gall. - Herbst: 2. Aufenthalt in
Meersburg; Freundschaft mit der Fürstin Salm und Philippa Pearsall. Erwerb des
"Fürstenhäusle". |
1844 |
Besuch des
Ehepaars Schücking in Meersburg; Entfremdung; die beiden Frauen verstehen sich nicht.
Aug.: Auf der Rückreise nach Rüschhaus Erkrankung. |
1846 |
Bruch mit
Schücking; schwere Erkrankung. Übersiedlung vom Rüschhaus nach Hülshoff, von da nach
Meersburg. |
1847 |
A. schreibt ihr
Testament. |
1848 |
Tod auf Schloss
Meersburg. |
Werke:
(e = entstanden)
Gedichte
1820 e |
Das geistliche
Jahr. Teil 1 (Gedichtzyklus) |
1838 |
Gedichte (anonym;
Versepen und kleinere Gedichte) |
1839 e |
Das geistliche
Jahr. Teil 2 (Gedichtzyklus) |
1844 |
Gedichte
Zeitbilder
Heidebilder
(u.a. Die Jagd 1841/42 e; Der Hünenstein 1841/42 e; Die Mergelgrube 1841/42
e; Der Heidemann
1841 e; Das Hirtenfeuer 1841 e; Der Knabe im Moor 1842 e)
Fels, Wald und See
(u.a. Am
Turme 1841/42 e)
Gedichte vermischten Inhalts
(u.a. Die Taxuswand 1841/42 e; Sit illi terra levis! 1840 e; Das
Spiegelbild 1841/42 e)
Scherz und Ernst
(u.a. Die
beschränkte Frau 1843 e)
Balladen
(u.a. Der
Geierpfiff 1840 e; Die Vergeltung 1841 e; Der Spiritus familiaris des
Roßtäuschers 1842 e)
|
1851 |
Das
Geistliche
Jahr (hg. v. Christoph Bernhard Schlüter) |
1860 |
Letzte Gaben (Nachlass;
hg. v. Levin Schücking; u.a. Carpe diem! 1844 e; Durchwachte Nacht 1845
e; Mondesaufgang 1844 e) |
Versepen
1838
(ab 1829 e) |
Das Hospiz auf dem Großen Sankt Bernhard |
1838
(1834 e) |
Des Arztes Vermächtnis |
1838 |
Die Schlacht im Loener Bruch |
Erzählende
Dichtung
1819-25 e |
Ledwina
(Romanfragment) |
1842
(1837-41 e) |
Die
Judenbuche. Ein Sittengemälde aus dem gebirgichten Westphalen |
1841 e |
Bei
uns zu Lande auf dem Lande (Frgm.) |
1845
(1842 e) |
Bilder
aus Westfalen |
1845
e |
Joseph |
Dramatische
Dichtung
1840
e |
Perdu!
oder Dichter, Verleger und Blaustrümpfe. Lustspiel |
Werkausgaben
1878-79 |
Gesammelte
Schriften, hg. v. Levin Schücking, Stuttgart: Cotta (3 Bde.) |
1884-87 |
Gesammelte
Werke, hg. v. Elisabeth Freiin von Droste-Hülshoff u. Wilhelm Kreiten,
Münster/Paderborn: Schöningh (4/5 Bde.) |
1904 |
Sämtliche
Werke, hg. v. Eduard Arens, Leipzig: Hesse (6 Bde.) |
1912 |
Sämtliche
Werke, hg. v. Julius Schwering, Berlin: Bong (2 Bde.) |
1925-30 |
Sämtliche
Werke, hg. v. Karl Schulte Kemminghausen, München: Müller (4 Bde.) |
1934 |
Nachlese.
Ungedruckte Verse und Briefe, hg. v. Karl Schulte Kemminghausen,
Bochum: Kamp |
1952 |
Sämtliche
Werke, hg. v. Clemens Heselhaus, München: Hanser |
1973/78 |
Sämtliche
Werke, hg. v. Günther Weydt u. Winfried Woesler, München: Winkler (2 Bde.) |
1978-2000 |
Werke,
Briefwechsel, hist.-krit. Ausgabe, hg. v. Winfried Woesler, Tübingen:
Niemeyer (14/28 Bde.) |
1994 |
Sämtliche
Werke, hg. v. Bodo Plachta u. Winfried Woesler, Frankfurt/M.: Bibl.
dt. Klassiker (2 Bde.) |
Am Turme
Ich steh auf
hohem Balkone am Turm,
Umstrichen vom schreienden Stare,
Und laß gleich einer Mänade den Sturm
Mir wühlen im flatternden Haare
O wilder Geselle, o toller Fant,
Ich möchte dich kräftig umschlingen,
Und, Sehne an Sehne, zwei Schritte vom Rand
Auf Tod und Leben dann ringen!
Und drunten
seh ich am Strand, so frisch
Wie spielende Doggen, die Wellen
Sich tummeln rings mit Geklaff und Gezisch
Und glänzende Flocken schnellen.
O, springen möcht ich hinein alsbald,
Recht in die tobende Meute,
Und jagen durch den korallenen Wald
Das Walroß, die lustige Beute!
Und drüben
seh ich ein Wimpel wehn
So keck wie eine Standarte,
Seh auf und nieder den Kiel sich drehn
Von meiner luftigen Warte;
O, sitzen möcht ich im kämpfenden Schiff,
Das Steuerruder ergreifen
Und zischend über das brandende Riff
Wie eine Seemöve streifen.
Wär ich ein
Jäger auf freier Flur,
Ein Stück nur von einem Soldaten,
Wär ich ein Mann doch mindestens nur,
So würde der Himmel mir raten;
Nun muß ich sitzen so fein und klar,
Gleich einem artigen Kinde,
Und darf nur heimlich lösen mein Haar
Und lassen es flattern im Winde!
(1841/42)
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Droste-Gesellschaft
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Droste-Museum Fürstenhäusle Meersburg
Droste-Museum Burg Hülshoff

Grabstätte
in Meersburg
Foto: W. Vocke
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