Ferdinand Raimund
(weitere Schreibweisen des Familiennamens: Raimann, Reymann, Raymond)
Lebensdaten | Werk
Raimund-Texte
online
* 1. Juni 1790 Wien
+
5.
September 1836 Pottenstein/Niederösterreich
(Suizid)
Grabstätte:
Gutenstein/Niederösterreich, Bergfriedhof |
 Lithographie
von Josef Kriehuber
(1835)
|
Österreichischer
Schauspieler,
Theaterdirektor, Theaterdichter; steht zusammen mit Nestroy für den Höhepunkt des Wiener
Volksstücks im 19. Jh.; liter. Herkunft vom barocken Zauberspiel und von der Alt-Wiener
Volksposse. Realistische Alltagselemente verbinden sich mit phantastischen
Handlungselementen einer Feen- und Geisterwelt. In den Stücken Moisasurs Zauberfluch,
Die gefesselte Phantasie und Die unheilbringende Zauberkrone
missglückter Versuch, die Volkstheatertradition mit dem klassischen Drama zu verbinden.
Raimunds Stücke erschienen erst nach seinem Tod im Druck.
Aus bescheidenen
Verhältnissen; zwölftes und letztes Kind des aus Böhmen zugewanderten
Kunstdrechslers Jakob Raimann und seiner Frau Katharina, geb. Merz; streng religiös
erzogen; Verliert früh seine Eltern (1802 Mutter, 1804 Vater).
Weitere Erziehung durch die Schwester Anna. Seit seiner Eheaffäre menschenscheu, ab 1824
hypochondrische und melancholische Anfälle.
1820 |
Heirat
mit der Soubrette Louise Gleich (1798-1855; 1822 Scheidung); Tochter: Amalie
(*+1820) |
seit 1820 |
Verbindung
mit Antonie Wagner ("Toni", 1799-1879) |
Wichtige Lebensdaten:
1797 |
Besuch der angesehenen Normalhauptschule zu St. Anna mit Unterricht in
Französisch und Violinspielen. |
1804 |
Abbruch des Schulbesuchs; Zuckerbäckerlehre; R. verkauft im
Burgtheater in den Pausen Süßigkeiten; das Theater fasziniert ihn. |
1808-14 |
Abbruch der Lehre; Schauspieler bei verschiedenen Schauspieltruppen
in Ungarn. |
1814 |
Engagement am Josefstädter Theater in Wien. |
1815 |
Künstlerischer Durchbruch. |
1817 |
Am
Leopoldstädter Theater; Publikumsliebling. |
1818 |
Beziehung
zur Schauspielerin Therese Grünthal endet in einem Theaterskandal:
R. verprügelt Therese, die sich von ihm abgewandt hatte, im Theater:
drei Tage Arrest. |
1819 |
R. hält um die Hand Antonie Wagners an, der Tochter eines
Kaffeehausbesitzers; wird vom Vater abgewiesen . |
1820 |
R. lässt den Hochzeitstermin mit der schwangeren Schauspielerin
Louise Gleich, die ihn (aber auch andere) getröstet hatte, platzen, wird abends vom
aufgehetzten Theaterpublikum ausgezischt und vier Tage später in einem intrigant
eingefädelten Trauungscoup überrumpelt . |
1821 |
Trennung
von Louise; Regisseur am Leopoldstädter Theater. |
1822 |
R.
und Toni Wagner schwören sich ewige Treue; Missbilligung der Verbindung durch Tonis
Eltern: Heimlichkeiten, psychische Probleme. |
1823 |
R.
entschließt sich, selbst ein Stück zu schreiben und hat mit dem
"Barometermacher" durchschlagenden Erfolg; zunehmender Ruhm als Autor. |
1825 |
Schwere
Erkrankung: Nervenleiden. |
1826 |
Steigende
Melancholie; Aug.: R. bricht eine Reise nach Bayern in Salzburg ab, weil er sich einbildet, ein
Stück Brot, das er gegessen hat, sei von einem tollwütigen Hund abgeleckt worden. |
1828 |
Ernennung
zum artistischen Direktor; die Verbindung mit Toni Wagner wird von ihren Eltern etwas
kulanter beurteilt. |
1830 |
R.
legt Direktorenstelle nieder; bezieht mit Toni im Haus ihrer Eltern eine gemeinsame
Wohnung. |
1831-36 |
Gastspiele
an österreichischen, deutschen (Hamburg, Berlin) und böhmischen (Prag) Bühnen. |
1834 |
Sept.:
Kauf
eines Hauses in Pernitz bei Gutenstein/Niederösterreich. |
1836 |
25. Aug.: Nach einem harmlosen Hundebiss in Pernitz Furcht vor
Tollwut. Im Wirtshaus "Zum goldenen Hirschen" in Pottenstein, wo er mit
Toni auf der Fahrt nach Wien zum Arzt übernachtet, schießt er sich am 30. August
frühmorgens in den Mund. Letzte Botschaft, auf einen Zettel gekritzelt: "Zu Gott
beten." Erliegt seinen Verletzungen sechs Tage später. |
Werke:
(a = uraufgeführt
in)
Dramen
Alle Dramen - bis auf den "Alpenkönig" -
erschienen erst nach Raimunds Tod im
Druck (erste Gesamtausgabe 1837).
1823
|
Der Barometermacher auf der Zauberinsel.
Zauberposse mit Gesang und Tanz (a Wien) |
1824
|
Der
Diamant des Geisterkönigs. Zauberspiel (a Wien) |
1826
|
Das
Mädchen aus der Feenwelt oder Der Bauer als Millionär. Romantisches
Original-Zaubermärchen (a Wien) |
1826
|
Die
gefesselte Phantasie. Original-Zauberspiel (1828 a
Wien) |
1827
|
Moisasurs
Zauberfluch. Zauberspiel (a Wien) |
1828
|
Der Alpenkönig und der Menschenfeind.
Romantisch-komisches Original-Zauberspiel (a Wien) |
1829
|
Die unheilbringende Zauberkrone oder
Herrscher ohne Reich, Held ohne Muth, Schönheit ohne Jugend.
Tragisch-komisches Original-Zauberspiel (a Wien) |
1833
|
Der Verschwender. Original-Zaubermährchen (1834
a Wien) |
Werkausgaben
1837 |
Sämmtliche
dramatische und poetische Werke, hg. v. Johann Nepomuk Vogl, Wien:
Rohrmann & Schweigerd (4 Teile) |
1881
|
Sämmtliche
Werke. Kritische Ausgabe, hg. v. Karl Glossy u. August Sauer, Wien:
Konegen
|
1895
|
Sämtliche
Werke, Stuttgart/Berlin: Cotta (2 Bde.)
|
1903
|
Sämtliche
Werke, hg. v. Eduard Castle, Leipzig: Hesse (3 Teile)
|
1924-32
|
Sämtliche
Werke. Hist.-krit. Säkularausgabe, hg. v. Fritz Brukner, Eduard Castle
u.a., Wien: Schroll (6 Bde.)
|
1962
|
Gesammelte
Werke, hg. v. Otto Rommel, Gütersloh: Mohn
|
1971 |
Werke,
hg. v. Franz Hadamowsky, Salzburg: Bergland (2 Bd.) |
2006 |
Sämtliche
Stücke in Einzelausgaben, hg. v. Gottfried Riedl, Wien: Lehner (8
Bde.) |
2013ff. |
Sämtliche
Werke. Hist.-krit. Ausgabe, hg. v. Hermann Böhm u.a., Wien: Deuticke |
Ferdinand-Raimund-Portal
Da streiten sich die Leut´ herum
Oft um den Wert des Glücks.
Der eine heißt den andern dumm,
Am End´ weiß keiner nix.
Das ist der allerärmste Mann,
Der andre oft sehr reich,
Das Schicksal setzt den Hobel an
Und hobelt s´ beide gleich. [...]
("Hobellied" aus: Der Verschwender III, 10; )
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